Freitag hat frei
Ein Stück von Helmut Ott
Choreografie / Tanz / Video / Sound: Helmut Ott
Bühne / Kostüm: Robert Kis, Helmut Ott
Schauspieler Video: Sebastian Fräsdorf, Dorian Hannig
Licht: Schlagenhaufer
Grafik / Foto: Robert Kis
Presse: Tina Meß
11. (Premiere) − 13. September 2009, schwere reiter
Helmut Ott hatte bereits klare Vorstellungen und Bilder davon, was er möchte. Da es ein sehr langes Solostück war, wirkte ich stark unterstützend, habe mit Requisiten und Kostüm Volumen gegeben. Die Perücke habe ich selbst angefertigt, damit sie etwas ganz Besonderes wird und dadurch außergewöhnlich wirkt. Sie bekam Masse und Gewicht, es entstanden dadurch neue Spielmöglichkeiten für den Performer. Wie kann ich die Vorgaben so umsetzen, dass die Idee beeindruckend wird?
Fotos: Stills aus dem Video von Anja Uhlig
Helmut Ott ist Robinson. Inspiriert von Michel Tourniers Buch „Freitag oder im Schoß des Pazifik“ begibt er sich auf seine ganz persönliche einsame Insel. Dort kämpft er gegen das Wegbrechen von Erinnerungen, Sprach- und Regelsystemen. Wahrnehmungen verschieben sich, die Grenzen von Subjekt und Objekt verwischen.
Auch Freitag, im Video verkörpert von Dorian Hannig und Sebastian Fräsdorf, wird von Beginn an ins kalte Wasser der (scheinbaren) Realität geworfen. Mit der ihm eigenen natürlichen Kindlichkeit erzählt er seine Version der Geschichte. Ohne die Regeln von Robinsons (Obst)- Ordnungssystem zu verstehen, befolgt er es, was zu amüsanten Missverständnissen führt. Doch am Ende ist auch er fort und Robinson bleibt allein zurück...
In "Freitag hat frei" führt Helmut Ott Imagination und Bewegungsebene zusammen und erweckt einfachste Objekte zum Leben. Szenische Videosequenzen begleiten die Live-Performance, unterstützen oder bestimmen die Handlung. Musikalisch verbinden sich Erinnerungsfetzen mit den Geräuschen der Insel und verstärken durch ihre Künstlichkeit noch die Wahrnehmungsverschiebungen aller Beteiligten.
(Text: Tina Meß)
www.helmutott.de
Dieses Projekt wurde ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Gefördert vom Kulturreferat der LH München. Helmut Ott ist Mitglied der Tanztendenz München.
"(...) Der Choreograph und Tänzer Helmut Ott hat sich für seine Soloperformance "Freitag hat frei" von Tournier inspirieren lassen, zeigt uns in ebenso berückenden wie bedrückenden Bildern das unaufhaltsame Wegbrechen von Robinsons Welt - und Lebensentwurf. Statt Schöpfung Verbrauch. Statt Ordnung Chaos. Statt Erinnerung Vergessen. (...) Herzzerreißend, wie sich Robinson nun einen Gefährten erschafft: Er stopft in ein großes, grünes Laken viele bunte Schwimmringe - die einzigen Gegenstände, die ihm geblieben sind. Am Ende ergibt das eine kaktusähnliche Figur mit Kopf, Rumpf und zwei Armen. (...) Am Ende hockt Ott da, mit einer Perücke aus lauter schlohweißen Perlenzöpfen, die sein Gesicht komplett bedecken. Und dann schüttelt er den Kopf, und es klickern die Perlen, und es wird immer dunkler. (...)"
Florian Welle, Süddeutsche Zeitung, 15. September 2009